"Mentale Stärke entscheidet, wer als Sieger vom Platz geht" - Boris Schwarz erklärt, warum mentale Stärke wettkampfentscheidend ist
Boris, was bedeutet mentale Stärke für dich?
Mentale Stärke bedeutet für mich, an dem Ziel und dem Vorhaben, welches ich mir in den Kopf gesetzt habe, wirklich festzuhalten - ob im Sport oder im Beruf. Auch, wenn es mal weh tut, schwierig wird oder mal nicht nach Plan verläuft. Mentale Stärke heißt für mich, am Plan festzuhalten und diesen durchzuziehen und nicht abzuspringen, wenn es zwickt. Ich erinnere mich an einen Triathlon: Nach dem Schwimmen bin ich mit dem Fahrrad raus aus der Wechselzone - es regnete in Strömen - und gleich in der ersten Kurve richtig gestürzt. Ich habe mich zu plattdeutsch richtig auf die Fresse gelegt. Das Rad hatte einen Platten und ich blutende Schürfwunden. Für einen kurzen Moment habe ich darüber nachgedacht, aufzugeben. Ich hatte durchaus damit geliebäugelt, einen der vorderen Plätze zu belegen. Das war damit natürlich gelaufen. Ich hab' mir dann aber gesagt: "Boris, was für ein Blödsinn! Du hast dir vorgenommen, das Ding durchzuziehen und zu finishen, also mach das auch!" Ich habe den Reifen geflickt und bin weitergefahren. Bei Kilometer 10 ist mir sogar noch die Schale vom Sattel abgebrochen und ich musste das Rennen im Stehen zu Ende fahren.
Wofür brauchst du mentale Stärke am meisten?
Mittlerweile vor allem fürs Training! Es ist schon so, dass ich heute nicht mehr die Motivation habe, wie ich sie früher einmal hatte. Heute muss ich mich manchmal zum Training quälen, weil die Lust einfach nicht mehr so da ist wie früher. Doch Training gehört für mich wie Zähneputzen zur Körperpflege. Und Zähneputzen macht ja auch nicht unbedingt Spaß. Auch um berufliche Ziele zu erreichen brauche ich mentale Stärke. Ich bin sehr strebsam und wenn ich mir Dinge in den Kopf gesetzt habe, dann möchte ich sie auch erreichen. Mentale Stärke hilft mir, auf Kurs zu bleiben und meine Ziele zu verfolgen.
Mentale Stärke während eines Wettkampfs ist eine Sache. Die andere ist das Training, das du eben schon angesprochen hast. Was bedeutet mentale Vorbereitung im Sport für dich?
Mentale Vorbereitung ist extrem wichtig. Boris Becker zum Beispiel: Er hatte neben seinem Talent vor allem einen unbändigen Willen. Wenn er zurückgelegen hat und andere dann vielleicht aufgegeben hätten, hat ihn seine schiere mentale Stärke wieder zurück ins Spiel gebracht! Ich bin der festen Überzeugung, dass, wenn zwei Athleten die gleichen körperlichen Voraussetzungen haben, der mental stärkere am Ende als Sieger vom Platz bzw. Spielfeld gehen wird.
Wie bereitest du dich auf Triathlons und andere Wettkämpfe vor? Zuletzt hast du ja auch bei der TV-Show Ninja Warrior Germany teilgenommen …
Also beim Triathlon und Ironman habe ich viel mental trainiert, insbesondere beim Schwimmen. Schwimmen war, als ich mit Triathlon angefangen habe, nicht meine stärkste Disziplin. Später schon. Ich habe mich deshalb viel mit Visualisierungen und Visualisierungstraining beschäftigt. Zum Beispiel habe ich mir abends im Bett den genauen Ablauf der einzelnen Schwimmsequenzen vorgestellt. Sie visualisiert. Ich bin "die vierte Disziplin", die Wechsel vom Schwimmen aufs Rad und vom Rad zum Laufen, im Detail und sogar ganze Wettkämpfe gedanklich durchgegangen. Bei meiner Teilnahme bei Ninja Warrior war die Vorbereitung schwieriger, weil die Disziplinen vorher nicht bekannt waren. Erst eine Stunde vor der Show durften wir in den Parcours und uns die Hindernisse zwar ansehen, jedoch nicht testen. Das war wirklich ein Sprung ins kalte Wasser.
Boris, du bist auch Experte für Fitness und Gesundheit. Was würdest du Menschen als Tipp mitgeben für mehr mentale Stärke?
Ich würde Menschen raten, ein Versprechen mit sich selbst einzugehen und dieses möglichst schriftlich zu fixieren. Egal, ob ich Abnehmen oder mit dem Rauchen aufhören oder was auch immer ich erreichen will, ich setze ein Versprechen ähnlich eines Vertrags mit mir selbst auf. Das könnte zum Beispiel so lauten: "Ich, Boris Schwarz, verspreche mir selbst, dass ich ab sofort an sechs Tagen in der Woche abends keine Kohlenhydrate und keine zuckerhaltigen Getränke mehr zu mir nehme". Oder: "Ich verspreche mir selbst, dass ich ab sofort nicht mehr rauchen werde". Das Versprechen würde ich mir dann von meiner Partnerin, einem Familienmitglied oder einem Freund gegenzeichnen lassen. Mit Unterschrift und allem! Dann empfehle ich, dieses Versprechen an den Kühlschrank oder dort, wo ich es häufig sehe, aufzuhängen, um mir mein Ziel täglich zu visualisieren. Zielführend ist darüber hinaus, möglichst vielen Menschen von meinem Vorhaben zu erzählen. Das setzt mich ein Stück weit mehr unter Druck und die Erfolgsaussichten erhöhen sich. Schließlich möchte keiner am Ende als Versager gelten. Durch diese Art des Versprechens in Kombination mit der Visualisierung lässt sich die eigene mentale Stärke steigern.
Vielen Dank für deine offenen Worte, Boris!